Das Projekt

Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.                                                                         Alexander Freiherr von Humboldt

 

5,1 Zoll. Das ist das Maß der Dinge. Unser Tor zur Welt. 5,1 Zoll. Mehr Fläche brauchen wir nicht, um einzukaufen, Bankgeschäfte zu erledigen oder den Traumpartner zu finden. Und natürlich um die Welt zu verstehen. Wir sind in der Lage, nahezu immer und überall, in Echtzeit Nachrichten aus den entlegensten Winkeln der Welt zu konsumieren und bauen auf diese Weise beständig an unserem Weltbild. Dabei ist es ein himmelweiter Unterschied, Informationen Dritter zu bewerten oder sich selbst einen Eindruck zu verschaffen. Duisburg-Marxloh ist eine No-Go-Area? Fahr mal hin, schau mal nach, danach kannst du mitreden. Sprich mit den Leuten vor Ort, schau ihnen in die Augen, anstatt auf dein Smartphone. 567 Kommentare zu dem Thema auf Focus Online oder Facebook zu lesen, bringt dich nicht weiter. Indem wir uns „Face to Face“ miteinander beschäftigen, entsteht eine Resonanz, die ein Chatroom oder ein soziales Netzwerk so nicht bieten kann.

Die Fähigkeit sich einer Sache oder einem Menschen mit allen Sinnen zuzuwenden, scheint sich allerdings für uns immer schwieriger zu gestalten. Zu intensiv sind wir in unserer dürftigen Freizeit damit beschäftigt, ein virtuelles Abbild unseres Selbst zu entwerfen, natürlich auf Hochglanz poliert, damit die Ausbeute an  Likes, Followern und Kommentaren auch stimmt, damit wir uns für einen kurzen Moment annerkannt und geliebt fühlen dürfen.

All die Schönheiten und kleinen Wunder, welche unsere Welt für uns bereithält und die entdeckt werden wollen, rücken in den Hintergrund. Sie werden allenfalls peripher wahrgenommen, reihen sich ein und vermischen sich, zu einem breiten Rauschen von Eindrücken und Informationsfetzen.

Warum schreibe ich das alles? Weil es mich umtreibt. Weil ich zunehmend das Gefühl habe, wir leben an unserer Welt vorbei; Zeit einen Kontrapunkt zu setzen, die Taschen zu packen und sich nach draußen ins wahre Leben zu bewegen.

So entstand die Idee, Deutschland mit dem Fahrrad zu umrunden.

Während der Reise, möchte ich versuchen das Internet bewußt konstruktiv zu nutzen, indem ich meine Leserschaft zu einem Teil dieses Vorhabens werden lasse und sie aus der Passivität hole. Wie das funktioniert erfahren Sie unter dem Menüpunkt

Mitmachen!“.

Meine Reise wird am 01. Juli 2017 am Hambacher Schloss beginnen, dem Ort wo 185 Jahre zuvor 30.000 Liberale und Demokraten gegen den dt. Bund und für die nationale Einheit aller Deutschen demonstrierten. Seitdem ist die so genannte Deutsche Frage bis einschließlich 1990 immer wieder diskutiert worden, mit der Deutschen Wiedervereinigung scheint sie geklärt.

Auch ich möchte die Deutsche Frage stellen, natürlich nicht die nach der territorialen Ordnung Deutschlands, sondern danach was dieses Land ausmacht. Was hat dieses Land geprägt, was treibt seine Bewohner um, wie denken handeln empfinden sie? Mich interessiert aber auch wie unsere direkten Nachbarn uns sehen, weshalb meine Reise stets der Grenze folgen wird, immer entlang der ehemaligen Schlagbäume. Keine Perspektive, keine Dimension möchte ich aussparen, die Vielfalt und Atmosphäre der Landschaften möchte ich erfahren, kulinarische Entdeckungen machen, schmecken, fühlen, hören, sehen, kurz, mich mit allen Sinnen auf dieses Land stürzen, es mit all seinen Facetten kennenlernen.

Mir genügen 5,1 Zoll nicht. 357.376 km² dürfen es schon sein.